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 Avalee; von Marilou

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Avalee; von Marilou Empty
BeitragThema: Avalee; von Marilou   Avalee; von Marilou EmptySa Okt 02, 2010 4:32 pm

Avalee
Avalee öffnete die Tür zu dem Wirtshaus, und ihr schlug ein Geruch entgegen, als hätte sie ein betrunkener Troll angehaucht. Sie drehte sich noch einmal um, um die frische, kühle Nachtluft einzuatmen und schritt dann durch die Tür. In den Ecken des Wirtshauses saßen zwielichtige und ungepflegt wirkende Männer, vermutlich Diebe oder schlimmeres, die scheinbar um ein paar Nussschalen pokerten. Doch unter dem Tisch wurde die Beute des letzten Raubzugs verspielt.
Avalee setzte sich an einen Tisch an der Wand und zog sich ihre Kapuze über den Kopf. Glücklicherweise gingen ihre glatten schwarzen Haare nur bis zum Kinn, sodass man sie aufgrund der schlechten Beleuchtung auch für einen jungen Mann hätte halten können.
Eine mollige Wirtin mittleren Alters kam an ihren Tisch und fragte, ob Avalee denn gewillt sei, etwas zu bestellen. Sie winkte ab und murmelte etwas wie „Ich warte auf jemanden.“
Das tat sie auch. Sie wartete auf jemanden namens Naion, der sie nach Adasion, welches die Hauptstadt der Elfen war, bringen sollte.

Es fing an zu regnen, und der Regen peitschte gegen die Scheiben. Ein Wunder, dass dieser Schuppen überhaupt Fensterscheiben hat, dachte Avalee abschätzend. Allerdings waren die Fensterrahmen natürlich nicht verkittet und so zog die mittlerweile bitterkalte Luft in den Gastraum. Avalee zog den Mantel enger um ihren Körper und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Die Wirtin blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an, da sie mittlerweile eine knappe Stunde in dem Wirtshaus saß und nichts bestellte. Eigentlich hatte sie es auch gar nicht vor, aber Wirte sahen es nur sehr ungern dass Leute, die nichts bestellten, einfach die Plätze potenzieller zahlender Kundschaft blockierten.
Avalee war schon halb eingedöst, da setzte sich ihr jemand gegenüber. Dieser Jemand hatte auffallend blaue Augen, was sogar in diesem Dämmerlicht zu erkennen war. Jedoch hatte er, genau wie sie, seine Kapuze aufgesetzt. Avalee war sofort wieder hellwach. Das könnte die Person sein, auf die sie wartete. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch. Er tat es ihr nach und nun sahen sie sich direkt in die Augen.
„Bist du Avalee?“, flüsterte er. Avalee seufzte.
„Nein, ich bin Gräfin Valèria und warte auf meinen geheimen Verehrer.“, sagte sie und sah ihn an, als hätte er etwas unglaublich Dummes gefragt. „Wer sollte ich denn sonst sein? Und du bist Naion, nehme ich an.“ Naion nickte und streifte seine Kapuze ab. Darunter kamen blonde, weder lange noch kurze Haare und spitze Ohren zum Vorschein. Der Elf sah sich kurz um. „Sicher, dass die Luft rein ist?“
Um die beiden herum saßen nur angetrunkene Diebe oder Seeleute, die es nicht einmal mitbekommen würden, wenn ein Pferd kurz vor ihrem Gesicht ausschlagen würde.
Gespielt ängstlich sagte Avalee: „Also ich glaube ja, dass diese komatösen Männer Spione des Königs sind, die die grausamen Pläne des einfachen Volkes vereiteln sollen.“ Sie verdrehte die Augen. „Jetzt hör mir mal zu. Hier sind weder Spione, noch Auftragsmörder, die auf uns angesetzt sind, noch sonstige Leute, die etwas gegen unsere Reise haben könnten. Außer vielleicht die Wirtin.“ Die Wirtin starrte immer noch grimmig zu Avalees, und mittlerweile Naions, Tisch, anscheinend unentschlossen, ob sie es noch einmal mit einer Bestellungsaufnahme versuchen sollte.
Naion wandte den Blick von der unattraktiven Wirtin ab. „Willst du hier in dieser schäbigen Bruchbude oder in einer besseren Unterkunft übernachten?“, fragte er, mit einem ironischen Unterton.
„Rate mal“, sagte sie und stand auf. Naion tat es ihr nach und sie verließen schnellen Schrittes das Wirtshaus. Naion führte sie mehrere Gassen entlang und Avalee folgte ihm bedenkenlos, denn in Collaj kannte sie sich nicht aus. Und besser, man wird irgendwo hingeführt, als sich hoffnungslos zu verlaufen. Nach einer Weile rührte Naion sich. „Sag mal, Avalee, warum nimmst du deine Kapuze eigentlich nicht ab?“
Avalee hatte es gar nicht registriert, dass sie ihre Kapuze noch auf hatte, obwohl der heftige Regenschauer mittlerweile aufgehört hatte. Mit einem Augenrollen zog sie sie sich vom Kopf und meinte: „Na, zufrieden? Aber komm ja nicht auf die Idee, dich in mich zu verlieben. Ich habe schon mehr als genug Männerherzen auf dem Gewissen.“ Und nicht nur die Herzen, dachte sie. Nur, fand sie, war es nicht gerade förderlich, seinem männlichen Reiseführer unter die Nase zu binden, dass man schon mehrere Männer getötet hatte. Sie entschied, es für lange, unbestimmte Zeit für sich zu behalten.
Naion drehte sich halb zu ihr um. „Deine Augen sind bernsteinfarben.. irgendwie fasziniert mich das.“, sagte er, ob es ein Kompliment oder eine bloße Feststellung war, konnte Avalee nicht feststellen. Naion war sich nicht sicher, aber er bildete sich ein, einmal etwas gelesen, oder eher gehört, zu haben, dass ein bestimmtes Volk, das eigentlich ausgestorben war, bernsteinfarbene Augen hatte. Aber es war nur eine vage Erinnerung, und so hatte er die Überlegungen rasch wieder verworfen.
Avalee seufzte. Sie wollte gerade etwas erwidern, als sie bemerkte, wie oft sie an diesem Tag schon geseufzt hatte. Wenn er so weiter macht, besteht mein Wortschatz bald nur noch aus Seufzern.
Sie beließ es dabei und folgte Naion weiter durch die kalte Nacht.
Avalee hätte sich schon längst verirrt, doch Naion schien Collaj zu kennen wie seine Westentasche. Zielsicher führte er sie durch enge Gassen, die teilweise so schmal waren, dass sie seitwärts gehen mussten. Torbögen, Hinterhöfe und dergleichen. Sie kamen an Wirtshäusern vorbei, die noch heruntergekommener waren, als die Wirtschaft in der sie sich vorhin getroffen hatten. Welche übrigens wirklich den Namen „Das Wirtshaus“ trug. Sie gingen zum unzähligsten Mal durch einen Torbogen und die Gegend ändere sich schlagartig. Wo man vorher vermoderte Fachwerkhäuser sah, standen jetzt helle, freundliche und gepflegte Häuser. Sie sahen fast wie neu aus, wenn man sich die täglichen Spuren wie abgenutzte Türknäufe beachten würde. Avalee sah sich um. Es roch in dieser Gegend sogar anders. Vermutlich, weil kein Müll auf den Straßen lag.
Naion steuerte zielsicher auf ein kanariengelb gestrichenes Haus zu. Es war das einzige mit solch einer auffälligen Farbe.
Er blieb vor der Haustür stehen und wandte sich an Avalee. „Du musst deine Kapuze nicht wieder aufsetzen. Hier drin ist niemand, der sich länger als einen halben Tag an dein Gesicht würde erinnern können. Außer du verbringst 50 Jahre hier, so wie ich. Ich bin hier nämlich aufgewachsen, und dort drin wohnen immer noch all meine Verwandten. Mittlerweile sind sie alle um die 600 Jahre, und aufwärts, alt uns recht senil. Ich hoffe, mein Verstand bleibt länger klar ..“
Avalee hörte nur mit halbem Ohr zu und nickte gelegentlich höflich.
Sie hoffte, dass Naion ihre bernsteinfarbenen Augen aus seinen Überlegungen gestrichen hatte und er seine Verwandten nicht danach fragte. Denn diese Augenfarbe war den Schattennymphen angeboren, und ein paar magiebegabten Menschen, die sich allerdings meist in den ersten Lebensjahren bei einem Unfall selbst beseitigten, von den Elfen eingesammelt wurden oder ihre Fähigkeiten gar nicht erst bemerkten oder bemerken wollten.
Avalee war eine Schattennymphe, aber vielleicht wusste Naion ja gar nichts darüber, oder er hielt sie im Stillen für einen Menschen. Was allerdings zeigen würde, dass er nicht viel von den Arten versteht, dachte Avalee. Denn ich habe immerhin spitze Ohren wie eine Elfe. Doch Elfen haben grüne, blaue, oder dunkelbraune Augen. Ich zähle auf seine Unwissenheit...
Sie starrte gedankenverloren vor sich hin, und erst da bemerkte Naion, dass er fast zehn Minuten lang mit sich selbst geredet hatte.
Er räusperte sich. „Nun denn. Wollen wir reingehen?“ Avalee wurde aus ihren Gedanken gerissen und nickte knapp.
Der Elf öffnete die schwarz lackierte Haustür und sie traten in einen hellen Eingangsraum. Die Wände waren größtenteils weiß, nur die Wand, von der der Korridor abging, war von einem ähnlichen kanariengelb wie die äußeren Wände des Hauses.
Der Raum war mit vielen Kerzen, teilweise auch mit Lichtkugeln, die sanft unter der Decke schwebten und warmes, gelbes Licht ausstrahlten, erhellt. Überhaupt war in diesem Haus die Farbe Gelb ziemlich oft vertreten.
An den weißen Wänden hingen kleine Darstellungen von religiösen Sagen der Elfen. Zumindest vermutete Avalee so etwas, da sie sich mehr mit der Geschichte des Volkes auseinandergesetzt hatte, als mit ihren religiösen Sagen. Natürlich hatten einige kriegerische Aktivitäten auch etwas mit dem Götterglauben des Elfenvolkes zu tun, doch Avalee konnte nur herausbekommen, dass es um idealistische Dinge ging, denn die Sagen und Mythen wurden nur mündlich übertragen oder auf Bildern festgehalten.
Avalee hatte sich bisher mehr auf die schriftlichen Hinterlassenschaften sämtlicher Völker gekümmert, obwohl die der Trolle alles andere als zahlreich waren. Genauer gesagt gab es keine, die von besagtem Volk selbst verfasst wurden, nur Berichte und Geschichten, die von anderen Völkern verfasst wurden.
Die Schattennymphe durchforstete gerade ihr Gedächtnis, ob sie nicht vielleicht doch eine Elfensage kannte, um vielleicht eines der Bilder verstehen zu können.
Da merkte sie, dass Naion sich vor sie gestellt hatte und sie fragend anblickte. Avalee hatte, mal wieder, nicht zugehört, was der Elf erzählt hatte. Er erzählt einfach zu viel unwichtiges Zeug, dachte sie. Da schaltet man nach einer Weile ab.
„Wie bitte?“, fragte sie und lächelte ihn entschuldigend an.
„Ich fragte dich, ob du noch mit zu Abend essen magst, oder gleich schlafen gehen möchtest.“
Avalee nahm das Angebot dankend an. „Oh, ich würde gerne noch mit essen. Ich habe seit ungefähr drei Tagen nichts außer ein paar Kräutern, die ich noch dabei hatte, zwischen die Zähne bekommen.“
Der Elf sah sie fragend an. „Warum hast du dir im Wirtshaus denn nichts bestellt?“
„In diesem verschimmelten Lokal? Ich weiß, wie man überlebt, und in verkommenen Bruchbuden zu essen, das gehört nun mal nicht dazu.“ Ihr Anflug, doch ausnahmsweise ein bisschen nett zu sein, verflog augenblicklich. Musste er ihr andauernd solch sinnlose Fragen stellen?
„Da hast du nun auch wieder Recht.“, antwortete er und ging voran in ein Esszimmer. Es sah ein bisschen gedrückt aus, da die Decke mit Ebenholz vertäfelt war, was in Avalees Augen Materialverschwendung war, aber trotzdem herrschte eine gemütliche Atmosphäre.
Die Wände waren in einem beige gestrichen, doch es hatte den Anschein, dass es einen leichten Blaustich hatten. Allerdings könnte dies auch an den Lichtkugeln liegen, die sanft unter der vertäfelten Decke des Speiseraums auf und ab schwebten. Sie sandten ein kühles, blaues Licht aus, was in Kombination mit dem Ebenholz an der Decke irgendwie seltsam, und doch entspannend wirkte.
Naion bedeutete Avalee, auf einem Holzstuhl Platz zu nehmen. Mit einem kurzen Blick vergewisserte Avalee sich, dass der Stuhl nicht einsturzgefährdet war, und setzte sich. Sie legte die Hände auf den Tisch, auf dem ein gelbes Tischtuch lag. Langsam geht mir diese Farbe aber auf die Nerven, hätte sie beinahe laut gesagt, doch ihre guten Manieren, die man nun einmal zu Tage legte wenn man bei Fremden zu Besuch war, hinderten sie daran. Wenn ich nach dieser Nacht noch einmal hier her kommen sollte, dann bringe ich entweder schwarze Farbe mit, oder trickse ein bisschen mit meiner Magie, sodass das ganze Haus ein einziger Regenbogen ist.
Diese Vorstellung gefiel der Schattennymphe.
Denn wenn ein Elf in einem Raum war, in dem alle Farben des Regenbogens gleichmäßig vertreten waren, wurde er schier verrückt. Warum, wusste allerdings niemand.
Avalee würde es nur zu gerne sehen, wie Naion und seine Verwandtschaft wegen ein bisschen mehr Farbabwechslung im Dreieck sprangen.
Apropos Naion. Die Nymphe sah sich im Raum um. Er war nicht mehr da. Mist, jetzt habe ich wahrscheinlich etwas verpasst, was von Interesse war, schalte sie sich. Immerhin ging es bestimmt um das Essen.


Von Marilou
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